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Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching

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Rezension zum Buch "Arbeitsgeschichten – Narrative Zugänge in Beratung, Coaching und Supervision"

geschrieben von Klaus Obermeyer

Arbeitsgeschichten – Narrative Zugänge in Beratung, Coaching und Supervision
Klaus Obermeyer

Stefan Busse, Heidi Möller, Silja Kotte, Olaf Geramanis (Hrsg. der Reihe)
Vandenhoeck & Ruprecht 2023
ISBN 978-3-525-40812-4

Die Reihe „Beraten in der Arbeitswelt“ hat ein kleines aber feines, neues Mitglied erhalten. Der Autor schafft es in dem knapp 130seitigen Buch mit einer gefühlten Leichtigkeit die wesentlichen Aspekte und Konzepte narrativer Arbeit so kompakt und bereichernd zu erkunden, dass es beeindruckend  und auch für therapeutisch arbeitende Personen mit Interesse für das Thema Arbeit und Organisationen, die sich mit dem narrativen Ansatz beschäftigen möchten, eine Bereicherung und spannende Lektüre ist.

Zu Beginn setzt sich Obermeyer mit Erzählungen, Geschichten und Metaphern auseinander, ohne dabei verstaubt oder altbacken bekannte Konzepte zu reproduzieren. Vielmehr gelingt es ihm neben traditionellen Aspekten auch aktuelle Themen wie „Fake News“ und Desinformation mit der Thematik in Bezug zu setzen. In weiterer Folge widmet er sich archetypischen Plotstrukturen und der Ästhetik als Gütekriterium von erfolgreichen Beratungen (und sicher auch Therapien). Als besonders bereichernd erweist sich die Idee fast jedes Buchkapitel mit einem Fallbeispiel zu hinterlegen, was das jeweilige Konzept schlüssig und praktisch verständlich macht. Spannend ist auch seine Unterscheidung der Sprache in drei Brückenqualitäten, nämlich des synästehtischen Charakters, der Handlungs- und Bewegungssuggestion als auch der Machtvermittelheit, was die Komplexität, den Umfang und auch die Konsequenzen narrativen Arbeitens aufzeigt und eine sensible Bewusstheit anstößt. Mittels poetischer Ko-Kreation könne eine produktive Pendelbewegung zwischen nachdenklichem Zögern und entschiedenem Handeln ermöglicht werden, die erzählerische Räume gestaltbar und neue Wege experimentell beschreitbar werden lässt, so der Autor.

Egal ob man bereits mit den narrativen Ansätzen vertraut ist oder sich in ersten Schritten an diese Zugänge heranwagt ist dieses Kleinod in jedem Fall empfehlenswert.

Noah A. Artner